Clickbaits sind die Chlamydien unter den Ärgernissen im Onlinejungle. Reißerische Titel verleiten unbedarfte Leser auf werbehungrige Nebenseiten um sie dort maßlos zu enttäuschen. (Spätestens jetzt hast du kapiert, dass du hier nicht das findest, was du dir aufgrund des Titels erhofft hast). Wir haben mit einem betroffenen gesprochen.
Kramure: Was ist so schlimm an Clickbaits?
Vinzent Weiß: Sie sind wie schlechter Sex: erst freust du dich über deine Eroberung, genießt das Öffnen des Browser in Vorfreude und dann -wham-bam-thank-you-mam- wirst du in sekundenschnelle enttäuscht.
Kramure: Was geht dir durch den Kopf, wenn du den Beitrag erstmals siehst?
Vinzent Weiß: ich bin total aufgeregt, sehe mir das Prachtstück in seiner vollen Länge an und lege auch schon los!
Kramure: Das klingt doch gut!
Vinzent Weiß: Erst ja. Doch bald schon lutscht du nurmehr lustlos über die Zeilen und hoffst, dass es schnell vorüber geht.
Kramure: Hast du dabei eine besondere Technik?
Vinzent Weiß: Nein. Hauptsache, es geht schnell vorbei. Der Redakteur hat sich bestimmt Mühe gegeben. Ich höre ihn ja quasi stöhnen, während er die Clickraten checkt.
Kramure: Woran denkst du dabei?
Vinzent Weiß: An andere. Manchmal sogar an die FAZ.
Kramure: Wenn es so enttäuschend ist, warum schützt du dich nicht besser?
Vinzent Weiß: Adblocker?
Kramure: Auch, aber ich meinte präventiv
Vinzent Weiß: Das ist schwierig. Schließlich krieg ich die Links ja von Mensch zugesteckt, die mir sonst wohl gesonnt sind.
Kramure: Dein Tipp für die Jungleser?
Vinzent Weiß: Bleibt kritisch, achtet darauf, mit wem ihr verkehrt und schluckt nicht alles, was man euch in den Mund legen möchte.