Ansprache

Weit, weit weg in einer selbstgerechten Bananenrepublik tritt ein Regierungsoberhaupt vor die Kameras um seine Rede zur Lage der Nation zu verkünden:

Liebes Fußvolk, ich muss euch was sagen,
den Aufstand, den sollt ihr nicht wagen.
Ihr seid gläsern doch nur zu eurem Schutz,
was macht ihr? Ihr bewerft mich mit Schmutz
Schmier- und Schwarzgeld, das wollen wir haben
do brauchma kan Richter, ums’ auszugraben
Euer Konto, das wollen wir sehen
ich sag’s euch gleich: anders wird es nicht gehen.

Ihr braucht nicht zu bocken,
einen Geheimdienst soll man nicht blocken
Seid doch nicht stur,
zur Vermeidung von Terror ists nur.
VPN, SSL und PGP,
richtige Sicherheit, die kriegt’s doch nie.

Seid’s gscheid  und macht es wie ich
seid’s brav und gebt einfach auf

(ab. Das Mikro bleibt versehentlich offen. Es ist ein gemurmeltes “Lästige Zecken” zu hören)

1 Gedanke zu „Ansprache“

  1. Das Volk lauschte mit gespanntem Blick den Worten ihres Oberhaupts.
    Da standen sie nun eingehüllt in eine dicke Wolke aus Stille und Andacht.
    Endlich zerriss ein zaghaftes “Mhmm.” die Ruhe. Aufatmen allerseits.
    “Genau.” hörte man es da und dort murmeln. “Ist ist ja wegen unser
    aller Sicherheit.” nickten sie sich zu. Aus schüchtern leisen Klatschen
    brandete alsbald ein lauter Applaus auf, der in “Er lebe hoch!”-Rufe
    mündete.
    Er hatte sie im Griff. Sein Ghostwriter konnte sich seiner Extra-Gage
    sicher sein, während der Tontechniker noch mal Glück hatte, hatte er
    doch geistesgegenwärtig den Applaus, den das offene Mikro einfing,
    auf die Boxen gelegt, sanft, aber doch, das Übersteuern immer im Blick.

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