Aquarianer? Nie!

Nie würde ich mich als Aquarianer bezeichnen. Erstens weil das so klingt wie Briefmarkensammler, Warmduscher oder EDVler. Andererseits weil es anmaßend wäre. Trotz steiler Lernkurve hab ich immer noch keinen blassen Schimmer, was ich da eigentlich mache. Ein paar Zusammenhänge hab ich aber schon herausgefunden. Manche davon mussten mit dem Leben bezahlt werden. Nicht mit meinem.

1. Wasser wechseln. Das scheint der allgemein anerannte Lösungsweg für jedes Problem zu sein. Krankheitserreger werden ausgedünnt, Nitrite werden ausgedünnt, Alles wird ausgedünnt und das ist gut. Mein praktischer Nutzen ist: ich hab das Gefühl etwas getan zu haben um der Bouillabaisse Einhalt zu gebieten.

2. Ein neues Aquarium muss man “einfahren”. Das heißt für die ersten drei Wochen: keine Fische! Steine beim Vermosen und Pflanzen beim Wuchern zu sehen. Für Impulskäufer ist so ein Aquarium denkbar ungeeignet. Dafür hat man in den drei Wochen Zeit um draufzukommen, wie komplex das Thema eigentlich ist.

3. Apropos Pflanzen: das ist die einzige Lebensform im Becken, die ich noch nicht umgebracht hab. Blaue Neons, Garnelen, ich hab sie alle auf dem Gewissen. Glücklich bin ich darüber nicht. Also die Pflanzen; keine Ahnung wie die heißen, aber sie funktionieren alle nach  dem Prinzip Setzling: Stamm im Kies verbuddeln und warten bis er wuchert. Ein Aquarianer hat mir Dünger aufgeschwatzt, ein anderer hat mich dafür ausgelacht. Was wissen die schon.

4. Fische sind kaputtbar. Tja, das beschäftigt mich schon. Weil das hilflose beobachten einer Fischagonie ist nicht sehr erquickend für die Moral. Es kann sich stundenlang hinziehen, wenn sich der Zierfisch friedlich auf den Bauch dreht um sein Leben auszublubbern. Aufdass ihm urplötzlich einfällt, dass er doch nicht in den Lichttunnel schwimmen mag, sich ruckartig umdreht und wieder Anschluss zum Schwarm sucht. Den er den in Kürze wieder bäuchlings verlieren wird. Nicht schön. Weil was tust du dann? Hoffen und warten? So ein Kiemanatmer redet ja nix mit dir.  Ein Aquarianer versteht einen Linksdrall oder liest dem kleinen jeden Wunsch von den Kiemen ab. Für mich ist das ein Fischen im Trüben. Diese Ohnmacht macht mich wahnsinnig.

5. Garnelen sind meine Stars. Ob rot, sakurarot (Kirschblüte) oder orange: diesen kleinen wirbellosen kann ich stundenlang zusehen. Fernseher? Pah! Aquarium! Ständig flirren sie herum, fressen das, was andere übrig lassen (nur keine Kacke, das machen die Schnecken, die Schweinderln) und halten so die Hygiene am Laufen. Aber das ist nur ein Nebeneffekt. Dann und wann häuten sie sich (wooohoooo!) und streifen dabei ihren alten Panzer ab, als wär’s ein Pyjama. Ein Schauspiel, sag ich euch!

6. beim nächsten Mal. Vielleicht bin ich dann schon so ein Aquarianer. Ich hab da so einen Verdacht….

Garnelen am Holz
Garnelen am Holz

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