Der alte Mann und das Meer. Nachgeholt.

Klassiker der Literatur können sehr enttäuschend sein. Don Quijote zum Beispiel: unlesbar. Der alte Mann und das Meer? Steht in jeder Leiner/Kika/whatever Wohnzimmerausstellung. Zurecht? Wollte ich rausfinden. Eine aktuelle Neuübersetzung der 1952 erschienen Novelle war Anlass mein Hemingwaydefizit auszumerzen.

Santiago, ein alter Fischer macht den Fang seines Lebens. Ein riesiger Marlin hängt am Köder und zieht das Boot auf’s offene Meer hinaus, ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.

Hemingway erzählt die Novelle in einer klaren Sprache. Das macht sie sehr plakativ und eingängig. Ein schöner Lesefluss, in dem das Buch schnell durchflutscht.
Die Figur Santiago ist sehr deutlich ausformuliert. Seine laute Zwisprache mit sich selbst und dem Fisch macht die Situation lebendig. Gedanken, Motivation und Ängste berühren. Stunden nach dem Lesen denke ich über Santiago nach, lässt mich nicht los.

Und jetzt die Frage, ob es sich gelohnt hat, einen Klassiker nachzuholen? Ganz spurlos ist er nicht an mir vorüber gegangen. Die klare Sprache, die sich dennoch Zeit nimmt um eine Geschichte zu erzählen. Ich mag auch die Figur des Fischers sehr. Also: wenn die Wohnzimmer bei Leiner das nächste mal unglaublich hässlich sind: trotzdem reinsetzen, Hemingway aus dem Regel nehmen, lesen, lohnt.

Update:

In der Nacht nach der Lektüre hatte ich einen sehr intensiven Traum, der offensichtlich dem Eindruck des Buches geschuldet ist. Wenn die Tiefe der Reifenspuren, die ein Buch hinterlässt, ein Maßstab ist, dann unterstreicht das  meine Leseempfehlung.

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