Erwischt

„Jetzt hat es mich auch erwischt“. So beginnen Schilderungen in Fahrradgruppen. Dann folgt die Erzählung des Unfallhergangs. Meist geht es glimpflich aus, manchmal nicht, dann folgen Bilder und Beschreibung des Therapieplans. Beim Lesen baut sich innere Abwehr auf. Selbstberuhigung. Mir passiert das nicht. Ich fahr ja umsichtig, vorsichtig, defensiv.

Jetzt hat es auch mich erwischt. Tatsächlich. Als sich drei Meter vor mir eine massive SUV-Motorhaube aus der blickdichten Hecke schiebt, ist es vorbei mit umsichtig, vorsichtig, defensiv. Das geht sich nicht aus. Schadensbegrenzung. Ausweichen. Hoffen. Einschlag. Stillstand. Schmerzkontrolle: nichts. Im Schock das Rad kontrolliert. Der Fahrer steigt entgeistert aus. Entschuldigt sich, ringt um Fassung. Er gibt mir seine Adresse. Es scheint alles ok zu sein. Der Einschlag hat die Gepäckstasche erwischt. Ganz verstehe ich es immer noch nicht, aber Weihnachten ist gerettet. Der Schock sitzt.

Was-wäre-wenn-Szenarien kursieren. Was wäre, wenn ich ein wenig schneller unterwegs gewesen wäre und ein Ausweichen gar nicht mehr möglich gewesen wäre. Was wäre, wenn ich noch schneller gewesen wäre und mich die Motorhaube auf die Bundesstraße geschleudert hätte. Was, wenn mein Kind statt mir geradelt wäre. Der Weg ist mittlerweile stark frequentiert.

Was wäre, wenn es endlich den richtigen Radweg gäbe? Der seit Jahren von Anrainern gefordert, geplant, als machbar eingestuft und vom Land gefördert wird? Was, wenn die Gemeindeführung uns Radfahrer endlich ernst nähme. So hab ich Glück gehabt und kann in der Radgruppe darüber berichten, ganz ohne Therapieplan.

Frohe Weihnachten und passt’s auf euch auf.

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