Es ist kompliziert. Kaputte Familien und ihre verkorksten Emotionen. Das ist immer kompliziert. Caroline Link hat mit ihrem Drama Exit Marrakech einen Versuch unternommen, diesem Komplex filmisch auf den Leib zu rücken.
Inhalt
Ben soll die Ferien bei seinem Vater in Marrakesch verbringen. Der hat seine Familie verlassen als Ben noch ein Kind war. Damit ist die Beziehung zueinander etwas löchrig und emotional nicht sehr belastbar. Ben fühlt sich unverstanden, hat noch eine Rechnung offen und ist am Diskurs mit seinem Vater nicht interessiert. Der wiederum kann nur schwer Interesse aufbauen, eigentlich ist ja eh alles in bester Ordnung. Ihr kennt das. Ben ist stinkesauer und macht sich mit der ansässigen Prostituierten Karima ins Landesinnere auf. Abenteuer und Revolution!
Fazit
Das Thema Vater-Scheidung-Sohn ist schon oft verfilmt worden. Und doch hat diese Produktion ein paar Alleinstellungsmerkmale: Erfrischend unkitschig tut sich die arabische Kulisse rund um Marrakesch auf. Einfach schön. Tukur und Schneider (Vater und Sohn) spielen überzeugend und facettenreich. Überraschungen bietet das Drehbuch kaum. (Ben ist Diabetiker und hat seine Notfallspritze vergessen. Na, wer wird ihn nach einer Unterzuckerung retten müssen, na? na?).
Mehr?
Lösungen bietet der Film keine. Aber die Erkenntnis, dass kaputte Familien nicht via Happy End repariert werden können. Ich glaub auch nicht, dass das ein realistisches Ziel sein kann. Eine Adaption seiner Hoffnungen und Blickrichtungen sind oft nur ein kleiner Schritt, aber ein heilsamer. Das konnte ich für mich mitnehmen. Ob der Film auch sehenswert ist, wenn man nicht von Scheidungen betroffen ist? Glaub ich nicht.
Hommage
Besonders gefreut hat mich, dass es eine handvoll Referenzen auf meine Lieblingslektüre “Die Stimmen von Marrakesch” gab. Hach!
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