Für Content bezahlen? Ja. Für jeden? Wirklich?

Hufnagl ging immer. Kaum hatte ich eine Ausgabe des Kurier in Händen blätterte ich mich zu den Kopfstücken vor und hab mich zumeist köstlich amüsiert. Ein geviefter Kolumnist hat verbale Prügel verteilt, meist hat es die ÖBB getroffen. Doch das ist einerlei, ich will darauf hinaus, dass ich die Kolumne sehr gern gelesen hab und machnchmal die Zeitung nur deshalb gekauft hab. Gemessen an der Quantität hab ich die Kolumnen sogar sehr teuer. Meine Bereitschaft für Content zu bezahlenbesteht bis heute.

Online bewegt die Frage der Bezahlung ganze Verlage und Verlagsgruppen. Gratis soll es nicht mehr geben, es muss endlich Geld fließen, der Leser muss zur Kasse. Paywalls werden nur sehr zögerlich eingerichtet, die Monetarisierung stottert vor sich hin. Über Umwege soll das Leistungsschutzrecht die Kassen füllen. In Deutschland geht es gerade  den Bach runter, derweil versucht man in Österreich den selben Weg. Nuja.

“Im Internet kann jeder Trottl was schreiben”

Ja, meine Frau sieht das sehr distanziert und dabei trifft sie doch den Nagel auf den Kopf: nur weil das Internet unendlichen Weißraum bietet, heißt das ja noch lange nicht, dass jeder der ihn vollschreibt auch was G’scheites damit tut. Und schon gar nicht, dass der Leser dann auch noch dafür zahlen soll.

Ein ehemaliger Journalist versucht es dennoch: er macht ein Blog auf und stellt eine Paywall (Bezahlschranke) davor. Wer lesen will, muss zahlen. Was man zu lesen kriegt? Erst zahlen, sagt er. Wer sich darauf nicht einlässt, kann ja im Netz ein wenig googlen, da fänden sich dann schon Textproben, empfiehlt er.  Irgendjemand wird das schon gratis ins Netz gestellt haben, hofft er. Der Name bürgt für Qualität und steht fürs Werk? Dein Eindruck trügt nicht, ich finde diese Herangehensweise etwas … naja, dings halt.

Seit Jahren zahle ich für Inhalte, die ich im Netz finde. Manche punktuell, manche regelmässig. Es gibt massig gute Blogposts. Ich weiß nicht, warum ich für eines € 4,33 bezahlen soll, ohne den Inhalt zu kennen. Mein Risiko wäre sehr gering, so der Blogger, ein großer Brauner würde mehr kosten. Auch so eine Argumentation … eher dings.

Willkommen 2014

Blogs hinter Paywalls sind tot. Inhalte können nicht verlinkt werden, nicht geliked, nicht getwittert. Somit sind sie de facto toter Content. Das kann man als neumodischen Firlefanz abtun, oder als Realiät akzeptieren.

Um auf den Punkt zu kommen: nein, ich hab keine Lust die vollkommen unspannende Frage “Sind Menschen bereit, für journalistische Arbeit im Internet zu bezahlen?” mit Geld zu beantworten. Ja, sind sie, nächste Frage.

Meine Gegenfrage lautet: können Sie Content produzieren, für den ich bereit bin zu zahlen?

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