‘Gefällt mir’ bringt genau nichts. In Wirklichkeit.

Ja, sie haben es getan. Das Schundblatt Österreich hat vom Begräbnis eines erschossenen Kindes live berichtet und wurden dafür abgekanzelt. Zurecht, weil moralisch kaum mehr zu unterbieten. Pietät Fehlanzeige. Twitteranten und Facebooker sind auf den virtuellen Bäumen. Blogger schäumen. Lauthals wird nach “Gefällt mir nicht”-Links geheuchelt. Sogar eine digitale Ächtung scheint legitim. Linkverbot weil sonst verliert man die digitale Freundschaft. An der Leserschaft des Drecksblattes wird es kaum etwas ändern.

Ich kann diese künstliche Erregung schön langsam nicht mehr hören und lesen. Mehr und mehr festigt sich mein Eindruck, dass Facebook und auch Twitter zum digitalen Ablasshandel missbraucht werden. Man modelliert sich selbst zum digitalen Gutmensch. Bloß einen Klick von der moralischen Verurteilung entfernt. Weste weiß. Hinterlässt man in den Kommentaren noch ein Pfui!, kann man sich auch schon selbst einen Persilschein ausstellen. Blütenweiß.

Was bringt’s?

Man ist sich also im Anlassfall einig: Kindesmisshandlung ist ur böse.  Eine politisch nicht einwandfreie Aussage ist pfui gack! und pietätloses Tickern wird mit solche Schweine bedacht. Ja eh. Wer soll solche Aufregung auch als falsch beurteilen. Natürlich ist man gegen Gewaltverbrechen und Ungerechtigkeiten. Man ist sich einig. Ein gegenseitiges “Na, was sind wir nicht alles Gutmenschen” wird sich auf die Schulter geklopft.

Nein, ich kann mich nicht davon ausnehmen. Es passiert mir immer noch und immer wieder. Mittlerweile kann ich künstlichen Erregungen nur mehr wenig abgewinnen. Klar war es eine Zeit lang ganz nett sich auf diese Weise auszuprobieren. Gebracht hat es (mir) nichts.

Was tun?

Was ‘bringt’ also etwas? Rausgehen. Aktiv sein. Mit Menschen sprechen und sich austauschen. In Wirklichkeit und digital. Erst der Diskurs lässt Neues entstehen: Meinungen, Gedanken und Ideen.

Ein “Gefällt mir” oder ein ReTweet sind eine kleine Anerkennung an den Schreiber des Beitrags. Ein anerkennendes Nicken. An der Sache selbst ändert es wenig.

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