Kalkbrenner im Gasometer II

Nicht schnippen, schon gar nicht tanzen. Nicht am Bahnsteig an einem Montag um acht. Die Schnellbahn fährt ein, Sitzplatz. Sonnebrille und Schiebermütze ins Gesicht, weg sein. Gehörschutzmahnung am Player wegdrücken und Kopfkonzert. Immer bei Kalkbrenner. In Beats geformte Sehnsucht machen mich breit, Gänsehaut. I keep on crawling if I have to. Ein leichtes Kopfnicken verrät mich. Ways Over Water müsste mit auf die Insel.

Am Wochenende war das noch anders mit der Zurückhaltung. Nicht, dass ich ein großer Tänzer vor dem Herrn wäre, aber live und unter gleichgesinnten kann sogar ich Hemmungen wegschieben. Mein zweites Kalkbrennerkonzert, auch von der Platzierung her. Es war gut, aber nicht bahnbrechend. Es liegt am Album. Grand Depart ist nur Mittelmaß. Keiner der Albumdurchläufe zuvor ist mir in Erinnerung geblieben. Kein Beat, kein Soundschnipsel hat sich festgehakt. So war dann auch die Stimmung im Gasometer: verschwommen indifferent. Kein Zweifel, er kann Musik machen, also rein handwerklich. Der Scheitel akurat, jeder Dreh an den Reglern sitz, er hat Bock. Die Ansagen zwischen den Tracks hölzern und unbeholfen. Keine Sehnsucht.

Erst als er die Tracks von Ways Over Water auspackt reichen ein paar Samples um die Halle an die Kandare zu nehmen. Der Mob zuckt gepflegt aus, eine Stunde Vollgas. We take the heart of the city. Mehr als nur ein Schnippen.

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