Kennst du eine, kennst du sie alle: Buchmesse Wien 11

Als ich das letzte mal die Buchmesse in Wien besuchte, tat ich das noch in den altehrwürdigen Hallen des Rathauses. Die hat man eingetauscht gegen die Reed-Messe-Hallen. So richtig vorteilhaft war der Umzug nicht. Mag sein, dass man nun mehr Verlage und Aussteller im Prater unterbringt als damals. Sonst kann ich leider keine Vorteile ausmachen.

Die Messestände sind genau das, was man sich erwartet. Klein, quadratisch, mit schmucklosen Regalen an den Wänden. Eh. Wegen der Bücher. Von ‘präsentieren’ ist man leider weit entfernt. Ausnahmlos. Kein einziges Buch juckte mich. Keine mittig aufgebauten Tischchen mit gestapelten Meisterwerken, die endlich das Licht der Welt erblickt haben und begierig auf Leseratten warten. Keine Autoren. Keine Marketingfuzzis, die mich um den Finger wickeln wollen. Das sieht alles sehr nach Pflichtprogramm für die Verlage aus. Hab ich etwa falsche Erwartungen?

Buchmesse Wien
Buchmesse Wien

Da und dort Lesungsbereiche, die nur den Autor selbst und seinen Manager beherbergten. Leider. Trostlos. Ich mag Bücher. Ich mag den Umgang damit. Die Haptik. Das Hardcover. Nichts davon wollte man mir verkaufen. Zumindest nicht an den Messeständen selbst. Der großzügig angelegte Verkaufsraum von Morawa wollte mir einiges verkaufen. Beim Buchkauf gehört für mich das Schmökern dazu. Ohne geht’s nicht. Dort war aber nix zum Schmökern. Wie gesagt: Fadesse.

Der Lichtblick waren Kinder, die scharenweise durch die reißbrettartig angelegten, viel zu engen Gassen wuselten. Rätselrally. Im Verkaufsbereich wurde einiges an Taschengeldern in Hirnfutter investiert. Schön, dass Bücher wenig an Faszination bei den Sprösslingen eingebüßt haben. Kindle, go home!

Ja, E-Books waren kein großes Thema. Lassen sich ja noch schwerer verkaufen als Papier mit buntem Deckel. Ich selbst kann mich mit E-Books so richtig gar nicht anfreunden. Dafür kann aber die Messe genau nix.

Nun, Erich Schleier hab ich gesehen. Ein Hauch von Literatur wehte also doch durch die Messehalle.

Die Buchmesse wird sich neu erfinden müssen, will sie nicht den Tod aller Messen der 90er-Jahre sterben. Ich werd mich zukünftig  fern halten. Die simple Auflistung von Neuerscheinungen reicht nicht mehr. Amazon, Thalia und der Einzelbuchhändler meines Vertrauens halten mich stets auf dem Laufenden. Es sei denn, das Rathaus öffnete wieder seine Pforten…

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