Kopfkino im Kleinformat: Reportagen

Einen klugen ersten Satz bräucht ich. Einen mit Geschichten und ihren Erzählern. Dann könnte ich überleiten zur Rede einer kantigen Geschichtenerzählerin, die in ihrem Blog über die Verleihung des Kurt-Vorhofer-Preises reflektiert: darüber, dass Journalisten kaum würdig entlohnt werden. Und dann würd ich die Macher des Monatsmagazins Reportagen als Kontrast dagegenhalten. Die ihren Journalisten “Zeit, Zeit, Zeit” zur Verfügung stellen um ausgiebig recherchieren zu können.

“Das unabhängige Magazin für erzählte Gegenwart”

…ist der Untertitel des Schweizer Magazins. Das Konzept: Autoren werden in (oft entlegene) Winkel der Erde geschickt um dort ausgiebig recherchieren zu können. Themen sind abseits vom Mainstream angesiedelt, nicht zwingend tagesaktuell und daher unaufgeregt. Man hat sich für das Nicht-Verwenden von Fotos entschieden, der Text ist der Star. Der aufwändige, kleinformatige Druck kommt mit drei Farben aus. Diese reduzierte Form ist Basis für den dichten Inhalt: ich war in den USA und hab einem Serienmörder über die Schulter gesehen, der es auf Cowboys abgesehen hat, war mit einem Esel unterwegs durch Kolumbien (mit einer Bibliothek huckepack) und hab die Sichtweisen von Wärtern und Asylsuchenden an Europas Außengrenze versucht zu verstehen. Und das auf einer Zugfahrt von Salzburg nach Wien. Kopfkino at its best. (Leseprobe gibt es hier)

Reportagen
Reportagen

Lesen mit Anspruch

Das Magazin “Reportagen” geht einen sehr eigenwilligen Weg: weg von digital, hin zum Print und hält dabei den Text im Vordergrund. Man stellt dabei hohe Ansprüche an sich selbst. Eigenen Angaben zufolge nach “journalischen Maßstäben”, ich selbst kann das nicht beurteilen, ich kann nur sagen, dass das bestimmt nicht die letzte Ausgabe war, in die ich versinken werde. Und bis zur nächsten überlege ich mir auch einen klugen ersten Satz. Versprochen.

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