Schiffsverkehr. Gröni in nass.

“Raus aus der Badewanne, deine Finger sind schon runzelig”. Damit war in jungen Jahren das Badeerlebnis beendet. Leider. Keine schöne Tradition, weil ich es bestimmt noch viel, viel länger ausgehalten hätt. Was das mit Grönemeyer zu tun hat? Später.

Es ist wieder auf Tour. Aktuell mit dem Album Schiffsverkehr. Meine beinah abgöttische Verehrung zu dem Idol meiner Jugend ist in meinem Freundes- und Familienkreis hinlänglich bekannt. Daher war es auch eine Bank, dass meine Göttergattin mir Karten fürs Konzert schenkte. Die letzten beiden Alben Mensch und 12 waren mir jedoch zu abgebrüht. Zu gewollt. Von Liedermacher keine Spur mehr. Mein Lust auf neues Album geschweige Konzert war gering. Mit Schiffsverkehr hat er meine Musikerseele wieder erobert. Im Sturm. Vorfreude!

Auf und davon

“So und jetzt geht endlich”, hörten wir gerade noch von der Oma, als sie uns quasi vor die Tür setzte. Mausezahn war in guten Händen. Unsere Anweisungen überflüssig. Weil Profi. Wir auf dem Weg ins Stadion. Ausgerüstet mit nix ausser 2 Tickets. Verhängnisvoll. Nein, Vorfreude war auch mit dabei. Da wir beide noch mit diversen Wehwehchen der letzten Bronchitis ausgestattet waren, hatten wir beschlossen bei Regen in ein Kino auszuweichen. Ja genau, guter Plan. Wie auch immer. Erst mal am Gelände angekommen war ein Tourshirt Pflicht. Damit war der Ausweichplan schon so gut wie dahin. Mit dem Grillhuhn und Langos kamen die ersten Tropfen. Vollkommen überteuerten Regenschutz drüber und rein zu den Stehplätzen. Freiluft.

Vorgruppe

Ein Gröni-Abklatsch aus seinem Grönland-Label. So nuschelnd wie emotional. Rockig. Eigentlich gut. Mit Anlauf. Namen hab ich leider nicht verstanden. Laut Programm Norman Sinn. Hat sich genuschelt vollkommmen anders angehört. Wie? Anders halt. Note to myself: recherchieren!

20:15

Da isser! Gröni kommt, Stadion bebt! Gleich mit Schiffsverkehr losgelegt. Sofort das Publikum in Beschlag genommen. Als wär er nie weg gewesen. Einfach schön. Dass er als eine der ersten Nummern mein beinah-Lieblingslied wählt nehm ich gern als persönliche Zuwendung und Versuch der Wiedergutmachung: Musik nur wenn sie laut ist. Damit war klar, was ich mir so sehr erhofft hatte: Es spielt auch altes Zeugs. Yeeeepa!

Lass es uns nicht regnen

Es lässt sich nicht wegreden. Es hat geschüttet. Von vor Beginn bis nach Ende. Trocken blieben Popsch und Bauch. Wir haben durchgehalten. Der Göttergattin sei’s nochmal von Herzen gedankt. Ein wertvolles, unbezahlbares Geschenk! Auch Gröni ließ sich nicht beeindrucken. Der Großteil der Bühne war nicht überdacht. Trotzdem war er meistens unter freiem Himmel: singend. Tanzend. Klavierspielend. Frohlockend. Nicht einmal hat er übers Wetter gejammert. Wenn er nicht, dann wir nicht. Und umgekehrt. Ein brauchbarer Deal. Nur der eine oder andere Witz kam ihm über die Lippen. Deutscher Humor halt. Deshalb braucht man kein Ticket zu kaufen.

Das Pfand in meiner Hand

Der Wiener ist ja ein sturer Hund. Dauerregen hin oder her: Es haben sehr, sehr wenige Besucher das Konzert verlassen. Auch, weil viele auf die inoffizielle Grönische Österreichhymne gewartet haben: Ich hab dich lieb. Er spielt es eigenen Angaben zufolge nur in Österreich. Nur hier bekannt. Klingt komisch, ist es auch.

Zugabe

Nach 3 Stunden maximaler Luftfeuchtigkeit, unzähligen Klassikern, Hits und Heulern ist es vollbracht. Wir wanken durchgenässt und stolz auf unsere Sturheit nach Hause. Es war nicht das beste Konzert, das ich je von meinem Idol sah, es war aber das bemerkenswerteste!

Ja, die Finger. Schrumpelig. Wie damals.

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