Schluss mit Werbung im Kinderprogramm!

Mausezahn mag Knabbernossi. Zumindest glaubt sie das. Beim letzten Einkauf wies sie mich darauf hin. Frühstücken ist nicht ihre Lieblingsmahlzeit. Ob Müsli, Obst, Wurstbrot, Tee, Kakao: Nix davon will sie. Sie frühstückt nicht (gern). Darum haben wir den Versuch gewagt: Knabbernossi. Warum auch immer. Vielleicht könnte ich sie so zu der mir so wichtigen Mahlzeit verlocken.

Werbung wirkt

Das Ergebnis war ernüchternd und erfreulich zugleich. Nach dem ersten Stangerl, das mit aufgesetztem “Hmmmmm. Meckt das guuut! zwischen den Zahnlücken verschwand war der Spuk auch schon wieder vorbei. Sie mag sie nicht wirklich. Sie glaubte es nur. Warum? Ich wußte es nicht.

Jetzt allerdings weiß ich es: Werbung wirkt. Auch und vor allem im ORF. Ja, unterstell mir ruhig Rabenvatertum. Mausezahn darf Fernsehen. Zumeist weil Papa einfach zu müde zum Spielen ist. Oder einfach nicht mag. Ja, das gibt’s auch. Da muss dann der Fernseher herhalten. Ich bin schlecht und steh dazu.

Werbung und Brezina, das Kinderhirn muss einen Saumagen haben

Im ORF-Kinderprogramm läuft Werbung. Zwischen den Sendungen ein “Diese Sendung wurde Ihnen präsentiert von…”. Richtig. Von dem Räucherwürschtl auch. Für Kinder nicht als Werbung zu erkennen. Ich behaupte, dass der Intellekt eines 4-jährigen dies gar nicht kann.

Ob vor und nach der Schleichwerbung Hr. Brezina von der Mattscheibe lacht ist ein anderes Thema. Ich halte es mit Alfred Dorfer, der in einem Programm einmal anmerkte: “Es ist fahrlässig Kinder dem Brezina auszuliefern. Die werde ja einmal erwachsen!”.

Einschub: Das ORF-Gesetz verbietet vor oder nach Kindersendungen an unmündige Minderjährige gerichtete Werbung auszustrahlen. Sich mit geschickt gewähltem Wortlaut um diese Bestimmung herumzuwurschteln ist letztklassig.Konsument.at sammelt derzeit Werbeaussagen und wird sie einer rechtlichen Prüfung unterziehen.

Private Konkurrenz als Messlatte?

Noch bunter treiben’s RTL II & Co. Dort gibt es prächtig ausgeprägte Werbeblöcke. Mit Filmchen, die an eine eigentständige Kindersendung erinnern. Was ich zugute halten muss: Es gibt eine eindeutige Kennzeichnung, die Beginn und Ende des Blocks ankündigt. Nicht viel, aber doch. Der ORF verzichtet gänzlich darauf. Beim Privatsender nehm ich sowas in Kauf. Anders: Da erwartet ich Werbung und schließe ihn deshalb von vornherein aus.

Vollwertige Alternative

Doch jetzt zum positiven Teil der Geschichte: Es gibt Alternativen. KIKA (Kinderkanal). Ein Sender, der den kleinsten zur Unterhaltung dienen soll. Und das tut er auf transparentem Niveau. Der Sender, den sich ARD und ZDF leisten, ist werbefrei. Dezidiert. Nachzulesen in der Philosophie des Senders. Auf der Homepage des Senders findet man einen ausführlichen Teil, der sich an Eltern richtet. Mit Programmkonzept, Ausrichtung, Gebühreninfo. Transparent halt. Auf der ORF-Seite sucht man danach vergebens. Einzig das verpflichtete Impressum fand ich.

Ein weiterer hervorhebenswerter Programmhöhepunkt: Die Kindernews. Nachrichten auf kindgerechtem Niveau. Da schau auch ich gern zu. Die Redaktion leistet wirklich sehr gute Arbeit. Komplexe Zusammenhänge fürs Kinderhirn aufbereiten ist nicht einfach.

Der ORF leistete sich in meiner Kindheit auch eine solche Einrichtung. Die Mini-ZIB, wer’s kennt. Dass man am Küniglberg mittlerweile darauf verzichtet (so wie auf alle aktuellen Inhalte im gesamten Kinderprogramm) werfe ich der Programmgestaltung vor. Auch hier kommt man dem viel zitierten “Bildungsauftrag” in keinster Weise nach.

Fazit

Ich hab sehr hohe Ansprüche an Kinderfernsehen. Wer ein solches anbietet trägt Verantwortung mit. Die kleinen Zwutschis als Adressat von Werbung zu missbrauchen halte ich für schäbig. Sehr sogar. Dass sich der ORF mit den Werbequantitäten der Privatsender mißt zeigt, mit wem man sich im Konkurrenzkampf sieht.

Also, lieber ORF, nimm dich selbst wieder als niveauvoller Bildungssender wahr und mach Schluß mit der Werbung im Kinderprogramm!

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