Spotify goes austria. Ich zum HiFi-Händler

Es war wohl ein Wink des Schicksals. Der CD-Player gibt just 3 Tage vor dem Österreichstart des Musikdienstes Spotify seinen Geist auf. Grad in der Phase des “Soll ich mir wieder einen CD-Spieler kaufen?” kommt eine neue Option ins Spiel. Warum Spotify eine Erweiterung aber kein Ersatz für hochwertige HiFi-Erlebnis ist sei kurz erklärt.

Musik hören hat für mich etwas mit Hingabe zu tun. Manchmal auch mit Zeitvertreib. Halt nur manchmal. Ich verfolge den Ansatz, dass Musik ein emotionaler Ausdruck der künstlerischen Seele ist. Was heißt, authentisch muss sie sein. Dann nehm ich mir gern und oft die Zeit um zuzuhören. Ein Deal zwischen Künstler und mir.

Musikdienste wie Spotify treibt eine gänzlich andere Philosophie an. Ach was, Philosophie! Der schnöde Mammon. Nicht als Vehikel sondern als Selbstzweck. Werbefinanzierung als Businessmodell. Man schenkt dem geneigten User Musik gegen Werbung. Omnipräsente Musik zum scheinbaren Nulltarif. Eine Entwertung, die ich persönlich nicht mag. Meistens nicht. 

Zur Erklärung, wie solche Dienste funktionieren: Man lädt sich ein Stück Software herunter, unterwirft sich damit den schwammigen AGBs, und kann aus 15 Millionen (15.000.000(!)) Titeln wählen. Die Musik kommt dann live (gestreamt) auf den PC, Smartphone, whatever daher. Gespeichert wird die Musik (im gratis-Modus) nicht. Der Dienst ist auf 10 Stunden pro Monat beschränkt.  Finanziert wird das Modell durch Werbung.

Radio ist ja nichts Anderes. Berieselung zum Preis von akustischen Werbeinserts. Als musikalisches Hintergrundrauschen zum schlaftrunkenen Kaffeeschlürfen bestens geeignet!  Doch spätestens beim Drumsolo von “In the air tonight.” krieg ich die Phrasen. Die geringe Bandbreite der Radiotechnik kommt da voll zum Einsatz. Oder eben nicht. Wer meint, es gäbe keinen Unterschied  zwischen Radio, Mp3, CD und LP, dem sei der Selbstversuch mit “In the air tonight” angeraten.

Spotify hat diesen Makel großteils ausgemerzt. Im Premium-Modus kommt Musik mit 320 kbit/s daher. Für ein mittelprächtig geschultes Kopferl wie dem meinen reicht das schon. Würde reichen.  Die hoche Bitrate lässt sich nur solange konsumieren, wie man geneigt ist rund € 10 monatlich zu bezahlen. Ein schönes Modell. Solange man mitmacht. Der Kunde ist ständiger Mieter. Was mit den lokalen Kopien passiert wenn Spotify seine Pforten wieder schließen sollte, bleibt ungeklärt. Die AGBs schweigen sich darüber aus. Abgesehen davon wäre meine einzige Verbindung zwischen gemieteter Musik und mannshoher Lautsprecher ein iPhone-Line-out. Ginge wohl als Beispiel der Wikipediaseite für Nadelöhr durch. Nein. Also auch nix.

Es gibt -bis dato keine legale- Methode um spotifizierte Musik zu archivieren. Von unkomprimierten Formen  träum ich ja nicht mal. Nein, meine bibliothekarische Seele kommt damit nicht zurecht. Nicht, wenn es um eine alleinige Lösung gehen soll.

Um es auf den Punkt zu bringen. Zur Berieselung und zum Probehören finde ich Spotify wirklich brauchbar. Fürs pure Musikhören setze ich wohl weiterhin auf physische Medien, die praktischerweise ein Booklet an Board haben. Das gehört für mich ebenso zum Musikgenuss. Aber das ist eine andere Geschichte…

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