Twittertagebuch, Eintrag 2

Liebes Twittertagebuch,

diesmal bestimmen wieder Umgangsformen das Tagesgeschehen: Gegenseitiges Entziehen und Aufs-Aug-Drücken von Sie und Du. Getöse inklusive. Von Respekt ist dabei die Rede. Doch der steht nur bedingt mit der Anrede in Zusammenhang.

Es lässt sich auch per Sie wunderbar schimpfen, das hat schon das Deutsch Österreichische Feingefühl (DÖF) in Taxi besungen:

“Wos san Sie? A Kollegin san Sie? A Funsn san Sie!”

Zurück in die Realiät: Ein Arbeitskollege, er steht kurz vor der Pensionierung, besteht seit immer auf die Sie-Form in der Anrede; er möchte kein Naheverhältnis zu seinen Kollegen, warum auch immer. Er hat sich diesbezüglich nie erklärt, es hat auch nie gestört. Ansonsten wird in der Gruppe die Du-Form gepflegt. Ob er durch das Sie mehr Respekt genießt, als die anderen Kollegen? Nein, nicht merkbar. Er hat -wie gewollt- etwas mehr Abstand zur Gruppe. Mehr nicht.

Und da liegt der Unterschied, liebes Tagebuch: Sie schafft Distanz nicht notwendigerweise Respekt. Per Du rückt man sich hingegen ein wenig näher. Analog und digital. Der Unterschied ist die Default-Einstellung: im wirklichen Leben Sie im digitalen Du, beides lässt sich ändern. Die Art und Weise, wie das geschieht, kann Respekt einbringen. Oder auch nicht.

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