Warum es mir nicht gelang ein Ticket bei den ÖBB zu buchen

Ich fahre gerne Bahn. Auch in Österreich. Gern nehm ich in Kauf, dass eine Reise nach Prag um gut und gerne € 130 teurer ist als wenn ich mit dem PKW fahren würde. Alles ok. Der Komfort, der Stress. Gerne lass ich mich mit jedem erdenklichen Vorteil, den mir Ökofuzzis um die Ohren schmeicheln einlullen. Der Ticketkauf hat mir die Bahnfahrt nach Prag allerdings schwerstens vermiest.

Online ein wenig herumgeklickt und den Startvorgang zum Buchen angeworfen. Zahlungsart: Bankeinzug. Neu! Schön. Mag ich lieber als Kreditkarte. Her damit! Auswählt. Nächste Seite: Zugverbindung auswählen. Ein wenig  holprig und informationsverklemmt. Trotzdem. Ich halte durch und suche mir meine Zugverbindungen raus. Dass diese in naher Zukunft und deutlich teurer als € 30 sein werden ist mir klar. Dem Blechdeppen muss es technisch bereits auch klar sein. Aber dazu später.

Nächster Schritt: Bankverbindung ausfüllen. Wohl gemerkt: Bankeinzug. Dass die Eingabe von führenden Nullen nicht im vorigen Jahrhundert hängengeblieben ist wundert mich (COBOL, schau owa!). Egal. Als ausgebildeter Programmierer scheitere ich auch an dieser Hürde nicht.

Nächste Seite. Jetzt wird’s ernst! Kurz zusammengefasste Infos. WANN die Reise sein wird, WIEVIEL sie kostet und dass ich  per BANKEINZUG zahlen möchte. Na? Klingelt’s?  Gleich…. Nächster Schritt

Er denkt. Er, der Computer. Und denkt und denkt und … oje… (MAX_TEMP_TIME_ERROR_IRGENDWAS). Mist. Scheinbar ein Fehler. Ich werde aufgeklärt, dass ich mittels Bankeinzug nur maximal € 30 Buchen kann (1. Buchung) und das ganze würde 12 Tage dauern oder so. Rotes Tuch. Blutdruck. Steigt.

Oben auf der Seite erfahre ich noch die Transaktionsnummer. Die solle ich notieren. Wegen späterer Nachfragen und so. Gut. Ich notiere.

Klein Gottfried ist naiv und schlussfolgert: Zurück im Browser und halt nochmal. Diesmal mit Kreditkarte. Einzig, die Reservierung geht nicht mehr. Weil schon alles ausreserviert. Nix mehr frei. Tinnitus meldet sich. Ich lass mich nicht beirren. Ran ans Telefon. Ich hab ja die Transaktionsnummer. 05 17 17. Das Mantra des geneigten Bahnfahrers. Kurz noch mit dem Telefoncomputer zwigesprochen: ‘1’ wählen für ‘internationale Reisen und Buchungen’. Juhu! Das wird was. Doch dann spielt sich folgender Dialog ab:

ÖBB: “Reisebchng Bebe. Gutn Tag”

Ich: “Wollte gerade Reise Buchen. Abbruch wegen Bankeinzug und ich wollte…”

ÖBB: “Ja. Müssen Sie 15 Minuten warten und neu eingeben”

Ich: (pause) “Alles neu?”

ÖBB: (gelangweilt) “Ja”

Ich: (hoffnungsvoll): “Ich hab da aber eh die Transaktions….”

ÖBB: “Hilf nix. Neu eingeben.”

Ich: “Nicht Ihr Ernst?”

ÖBB: “Doch. Das mit dem Bankeinzug steht in den AGBs. Wir haben also keinen Fehler gemacht”

Ich: “okay, ich fahr mit dem Auto”

ÖBB: “okay!”

Wir sind uns also einig.

[Update]

Es ließ mir ja doch keine Ruhe. Ich will ja mit dem Zug fahren. Aus den oben genannten Gründen. Allein, der Umgang mit Kunden hat mich sehr verärgert. Nach einer Abkühlung hab ich mich wieder auf die Suche nach einer Lösung gemacht.

Der fleissige @wanisbunes hat mich auf die Idee gebracht, die Fahrt an der Grenze nach Tschechien zu splitten. Genauer gesagt am Grenzübergang  Breclav. Nach ein wenig Recherche kam folgendes dabei raus:

Gebucht hab ich im Webshop der tschechischen nationalen Eisenbahngesellschaft ČD . Bestellt, ausgedruckt. Liegt bereits alles am Tisch. Muss nur noch seinen Weg in die Reisetasche finden. So mag ich das!

Hinfahrt: Wien – Breclav (ÖBB) und Breclav – Prag  (ČD)

Rückfahrt: Prag – Wien (gänzlich ČD)

Erkenntnisse

Die Preise via CD sind deutlich geringer im Vergleich zu denen der ÖBB. Obwohl ich in meiner Vorfreude die Hinfahrt 1. Klasse buchte fiel die Summe unterm Strich deutlich (!) geringer aus als hätte ich nur mit der ÖBB 2. Klasse gebucht. Günstiger als die Auto-Variante fahr ich  nun auch.

Die Usability der beiden Webshops ist kaum vergleichbar. Der Wizzard beim tschechischen Anbieter ist deutlich hilfsbereiter und stabiler als das österreichische Pendant. Bleibt mir zu wünschen, dass die ÖBB tatsächlich an einem Relaunch des Ticketingsystems arbeiten.

Nochmals vielen Dank an den Lokführer @wanisbunes, der mir den entscheidenden Hinweis und Infos gab um mir auf die Sprünge zu helfen. Auf seinen Blog sei hiermit aufs Ausdrücklichste verwiesen.

Weitere Infos zum Personentarif der slowakischen und tschechischen Bahnen: http://www.univie.ac.at/bahnsprachfuehrer/

3 Gedanken zu „Warum es mir nicht gelang ein Ticket bei den ÖBB zu buchen“

  1. Weil ich immer wieder gefragt werden, warum das so ist: Der Auslandstarif der tschechischen Bahn ist etwa doppelt so hoch, wie der Inlandstarif. Ersterer kommt zum Tragen, wenn eine Normalpreis-Fahrkarte außerhalb Tschechiens gekauft wird, also beispielsweise bei den ÖBB oder DB. In manchen Fällen gibt es darauf Ermäßigungen, etwa die ÖBB-Sparschiene, es gelten aber auch beispielsweise ermäßigte Preise auf grenzüberschreitende Karten zwischen Tschechien und der Slowakei (wenn in Tschechien oder Slowakei gekauft).
    Die ÖBB hat also von der teureren Fahrkarte keinen Vorteil, weil sie das Geld für den tschechischen Streckenabschnitt an die tschechische Bahn abführen muss (abgesehen von einer kleinen Provision, die sich aber meines Wissens irgendwo im einstelligen Prozent-Bereich bewegt). Es handelt sich also quasi um einen Touristen-Zuschlag der tschechischen Bahn. Ähnliches trifft auch auf viele andere Bahnen vor allem in Osteuropa zu.

    Es gibt übrigens auch den umgekehrten Fall: Fahrkarten für die Schweiz sind derzeit (vermutlich aber nur noch bis 11.12.) in Österreich billiger als in der Schweiz.

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  2. Hier ein Tipp für das nächste mal. Habe auch einmal das Problem gehabt bei der Online Buchung das Abfahrtsdatum um einen Tag verwechselt. Also bei 05 17 17 angerufen wegen Umbuchung. Stimme am Telefon ja das ginge, ich sollte nur zum nächsten größeren Bahnhof ( in meinem Fall Hütteldorf ) und den Kollegen hinter den Schalter um eine Umbuchung bitten. Der würde dann alles erledigen. Also hin – was is – Nein das geht nicht – ich: aber bei 05 17 17 haben sie doch gesagt – Dame am Schalter: NEIN das geht nicht. Gut ich bei 05 17 17 mit handy anruf jaja das geht, ich solle nur erwähnen die Dame vom Schalter solle doch kurz bei 05 17 17 anrufen. Na die ruft an – was passiert – BINGO 05 17 17 sagt das geht nicht ( da ja jedes mal wer ander abhebt. OK Schlagader dem platzen nahe – aber aufgeben keine Spur finde ich ÖBB Beschwerde Nummer. 0810 100 755 ruf ich an erzähl dem sehr netten Hernn die ganze Story, er sagt das geht selbstverständlich – ich sag ihm noch ne Blamage gebe ich mir nicht- er sagt er wartet am Handy und ich soll noch mal zum Schalter – ich zum Schalter dame grinst ➡ ich :mrgreen: zurück und drück ihr nur mein Handy in die Hand. Höre eine Diskussion über 10 Minuten zwischen Öbb und Öbb und siehe da es geht !!!! Yuhhuuu frage nicht wie die Dame hinter dem schalter geschaut hat und die Schlange hinter mir hat geklatscht das ar das Beste 😉 und für nächste Mal ein sehr guter tipp: http://www.arbeiterkammer.at/bilder/d58/Fahrgastrechte.pdf

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    • Der Umtausch von Online-Tickets ist ganz eindeutig im Tarif reregelt:
      http://www.oebb.at/static/tarife/tarifbestimmungen_online_tickets/index.html#2077508363

      7.1 Für Online Tickets besteht kein Anspruch auf Erstattung oder Umtausch.

      7.2 Bei im Online Ticketverfahren gekauften EuroNight-Tickets, die nicht SparSchiene- oder Last Minute-Angebote darstellen, ist – nach Maßgabe der Verfügbarkeit – der einmalige Umtausch des Tickets bei einer ÖBB-Verkaufsstelle für die gleiche Kategorie für einem anderen Reisetag oder gegen Aufpreis in eine höhere Kategorie (auch für den gleichen Reisetag) bis einen Tag vor Reiseantritt möglich. […]

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