Mein Führer – Ein filmischer Einblick

Darf man mit einem menschlichem Scheusal Mitleid haben? Verständnis für einen Diktator haben, der ganze Völker und Religionen ausrotten wollte? Regisseur Dani Levy ist dieser Frage nachgegangen. Filmisch. Rausgekommen ist “Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler

Die Geschichte ist kurz erzählt: Das 1.000-Jährige Reich strauchelt. Das Kapitulation droht. Adolf Hitler leidet an einem psychischem Zustand, den man heute als Burn-Out bezeichnen würde. Hitlers Schergen sehen die letzte Rettung in einem Schauspieler, der Hitler wieder aufrichten soll. Seine Sprach- und Redegewalt muss aufgemöbelt werden um das deutsche Volk wieder einzuschwören. Dass dieser Schauspieler Jude ist und ausgerechnet Adolf Grünbaum heißt ist kein Zufall. Maximal grotesk.

Apropos Grünbaum. Gespielt wird dieser von Ulrich Mühe, der mich schon in Das Leben der anderen schwer beeindruckt hat. Die Zerrissenheit, die in den Szenen zwischen ihm und Hitler, seiner Figur innewohnt, schleicht förmlich aus der 2. in die 3. Dimension. Aus dem Schauspielunterricht werden nach-und-nach therapeuthische Sitzungen.  Im Laufe dieser  öffnet sich Hitler seinem jüdischen Lehrer mehr und mehr. Erzählt aus seiner Jugend. Versucht zu erklären, warum er so ist wie er ist. Dass er selbst ein Scheusal ist erkennt er dabei nicht.  Diese Szenen sind absurd.

Man kommt nicht umhin den Mensch hinter der abscheulichen Maske wahrzunehmen. Nimmt ihm seine perönliche Geschichte etwas von seiner Verantwortung von den Schultern? Nein. Nicht ein Gramm. So meine Sicht.

An Adolf Hitler haben sich schon einige Schauspielgrößen versucht. Meine Favorit für die eindringlichste Umsetzung ist nach wie vor Bruno Ganz. Im vorliegenden Streifen tritt Helge Schneider (ja genau, der mit dem Katzeklo) in diese Fußstapfen. Freilich mit anders geschnittenen Schuhen. Ein Vergleich nicht zulässig. Dennoch: Ich finde die Umsetzung grandios!

In “Mein Führer” haben sich schauspielerische Größen zu einem filmischen Leckerbissen zusammengefunden. Skurril, traurig, grotesk, komisch. Absurd. All das in 90 Minuten Film, der an eine Theaterinszenierung erinnert. Reduziert. Die Fluchttür der Komik ist stets anwesend um der Traurigkeit der Tatsachen keine Schwere zukommen zu lassen.

Um die eingehende Frage zu beantworten: Darf man mit einem menschlichen Scheusal Mitleid haben? Ja, man darf es filmisch erörtern. Ansehen! Lohnt!

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