Purkersdorf wächst. Aber noch nicht über sich hinaus. Man gefällt sich im in einem modernen, zukunftsträchtigem Schein. Am Tag der Wahrheit schreckt die eigene Courage einen aber dann doch wieder so arg, dass ein Festkrallen an hartem Material wie etwa Beton oder Ashalt übrig bleibt. Beispiel Bahnhof Unterpurkersdorf. Der soll erneuert werden, sagt die ÖBB. Mehr sagt sie nicht. Die Gemeinde auch nicht. Großes gemeinsames Geheimnis. Einzig von Infrastruktur für PKWs hört man hinter vorgehaltener Hand. Park & Ride und Tiefgarage.
Wir haben ein Problem mit unseren CO2-Zielen. Zumindest in Summe. In vielen Sektoren gelingt tatsächlich eine Reduktion des Klimakillers, allerdings macht der Verkehr in Summe wieder alles zunichte. Strafzahlungen sind das geringere Übel im Vergleich zu einem Lebensraum, dem wir auf lange Sicht den garaus machen. Das kann man natürlich schönreden, ändert aber nix. Darum sollte gaaaanz, ganz weit oben auf der Todoliste “Let’s get this fixed!” stehen: Verkehrswende! Weniger fossile Kraftstoffe verbrennen. Öffentlichen Platz gerechter aufteilen steht auch weit oben, aber das ist ein anders Thema. Also: weniger vom fossilen Verkehr, mehr vom aktiven Verkehr (fußgehen und radfahren). Jetzt. Nicht morgen, schon gar nicht übermorgen.
Zurück nach Unterpurkersdorf. Die ÖBB sanieren ihren Bahnhof, neues Gebäude, neuer Bahnsteig, neues Alles. Schlanker, billiger. Purkersdorf leistet den Beitrag, den es für wichtig hält und liefert Autos. Mehr Autos als jetzt da sind. Da die noch nicht fliegen können, müssen die auf der Straße angeliefert werden. Täglich. Wo sich jetzt eine ewig alte, wunderbar zum Flanieren geeignete Baumallee steht, werden sich PKWs in Richtung Bahnhof wälzen und ein Stück Naherholung dem Verfall preisgeben. Weil das passiert, wenn man Infrastruktur für Autos baut: es kommen Autos. Nicht Fahrräder, nicht Fußgänger, nicht Öffifahrer.
Natürlich kenne ich keine Details. Vielleicht gibt es auch gute Ideen, wie man den Bahnhof zukunftssicher gestalten wird. Es ist halt noch(?) nicht öffentlich. Einzig die Sorge um Parkplätze wird immer wieder öffentlich kommuniziert und rückt sie in den Mittelpunkt. Wohnung werden ausgeschlossen, weil Purkersdorf nicht noch mehr davon brauche. Aber Tiefgaragen. Also Raum für Autos, nicht für Menschen.
Das gute daran: das funktioniert auch anders. Möchte man mehr Fußgänger und Radfahrer in seiner Gemeinde haben, dann baut man Dinge, die Fußgängern und Radfahrern das Leben leichter machen: sichere Wege, einladende Anfahrt, sichere Parkplätze. Easy as this.
Um es auf den Punkt zu bringen: Tiefgarage? Echt jetzt? So rollt der Zug weiter in Richtung Schlafstadt.
Purkersdorf, du kannst das besser. Habe Mut.