Wie ticken Verschwörungstheoretiker?

Das größte Geschenk, das man Verschwörungstheoretikern machen kann, ist ein offenes Ohr. Wer mich kennt weiß, dass ich ein guter Zuhörer und ein schlechter Skeptiker bin.  Eine Kombination, die in solchen Kreisen wohl für Verzückung sorgt. Oder wie sonst soll ich es mir erklären, dass an so gut wie jedem Arbeitsplatz, den ich bisher hatte, ein solcher Theoretiker neben mir sitzt? Da stecken die dahinter! Ich scherze.

Fragen, Antworten und Angst

Damit wir vom selben reden: Verschwörungstheoretiker sind Menschen, die daran glauben, dass es auf komplexe, bedrohliche Fragen simple -noch bedrohlichere- Antworten gibt. Wobei die Antworten nicht so sehr im Vordergrund stehen. Es geht ums Fragen stellen. Und da hab ich mir schon viele angehört.

Warum wohl Flugzeuge nicht exakt über die Polkappen fliegen dürften? (weil man sonst die Löcher an den Polkappen sehen könnte. Die sieht man nämlich nur von oben). Warum uns Ausserirdische mit Zucker süchtig machen wollen (Gut, da hab ich gar keine Antwort bekommen). Naja, es geht in dieser Gangart weiter.

Warum?

Bevor der Eindruck entstünde, ich würde mich über solche Geisteshaltungen lustig  machen: nein, ich  tu es nicht. Ich teile deren Ängste und Fragen nur nicht. Muss ich auch nicht, um deren Denkstrukturen zu respektieren.

Vielmehr beschäftigt mich die Frage, was Menschen dazu bringt sich mit derlei Themen zu quälen.  Solang es um fachliche Fragen geht, ist die Suche nach Antworten klar, kritisch und analytisch. Wenn es um den sprichwörtlichen Silberstreif am Horizont geht, vermutet man die dahinter. Weil die uns willfährig, dämlich, krank, (usw) machen wollen. Konkret werden die Antworten selten.

Datum

Portraitiert: Tarek Al-Ubaidi

Julia Niemann und Thomas Trescher haben in Graz einen Verschwörungstheoretiker getroffen und ihn portraitiert. Sehr gelungen, wie ich ich meine. Ohne Verurteilung geht der Bericht der Frage nach, wie diese ticken. Treffend illustriert von Tom Mackinger.

Ich persönlich bevorzuge aus haptischen Gründen die Printversion (dieser Geruch und das dicke Papier!). Der Bericht ist auch online abrufbar. Da wirken die Illustrationen allerdings nicht so. Jaja.. ich hör schon auf …

Titelbild von http://www.flickr.com/photos/gillyberlin/6840813364/ (cc by 2.0)