Abgewälzt

Nicht einmal die vertankten fünfzig Euro konnten mit die gute Urlaubslaune verderben. Sonne, Bergstrassen und den Tiger im Tank: Frischluftdepperter, was willst du mehr?  Bis es ans Zahlen geht. Die Dame hinter der Pudel sieht mich entgeistert an, blickt zu meinem Auto, wieder zu mir. “Sie sind ja nicht der …”, sie endet abrupt, ihre Gedanken aber galoppieren. “Da war doch grad noch?”. Sie sinkt zusammen, kämpft gegen die Tränen, die Verzweiflung ist aber stärker. “Jetzt ist mir schon wieder einer davon gefahren”, weint sie, “und ich muss das von meinem Lohn bezahlen. Heute schon der zweite. Wie soll ich denn…”. Urgs. Meine Versuche zu trösten greifen ins Leere. Die Überwachungskameras würden den Dieb doch überführen? Ja, das meistens eh, zahlen müsse sie den Schaden dennoch. Ein Häufchen Elend, zwischen Zigarettenschachteln, Snickers und einer rappelvollen Urlaubertankstelle.

Wie hoch ihr Gehalt ist, weiß ich nicht. Ich vermute, dass solche Zwischenfälle den finanziellen Spielraum extrem einschränken. Im besten Fall. Die Frau ist überfordert. Sie muss kassieren und gleichzeitig Diebstahl verhindern. An vier Zapfsäulen, in der Urlaubszeit, an einer Transitstrecke. Ein Ding der Unmöglichkeit. Das weiß auch der Tankstellenbetreiber. Sein Risiko auf das der Angestellten abwälzen ist schäbig. Das weiß er bestimmt auch.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.