Aushalten

“Das muss eine Demokratie aushalten”, eine oft verwendete Konklusio zum Bahö um den WKR-Ball. Gemeint ist damit wohl, die beiden Extreme, nämlich die rechte  und die linke, unter einen Gesellschaftlichen Hut zu bringen ist. Klingt ein wenig nach “Guat is g’angen, nix is g’schehn”. Dem ist kaum etwas entgegen zu setzen, kann man so sehen. Schwamm drüber, so der Narrativ von Presse und Stammtisch.

IMG_2267Drei Tage nach den Zwistigkeiten, selber Ort, verwandtes Thema: Gedenkfeier zum Holocaust, die Befreiung aus dem Lager Auschwitz jährt sich zum 69. Mal. (gute Gedanken dazu gibt es hier) Ein paar hundert Menschen gedenken vor Ort. Ein wenig hatte ich Zeit und setzte mein stilles Zeichen. Es ist ein dunkles Gefühl, wenn überlebende davon erzählen, von Menschenversuchen, die Dr. Mengele an ihnen durchführte, von Todesmärschen, von kalter Wut, die nicht zu löschen ist.

Ich bin froh, wirklich froh, in solch stabilen Verhältnissen zu leben, in denen ein geschichtsträchtiger Platz ein solch breites ideologisches Spektrum aushalten kann. Innerhalb weniger Tage tanzen hier die einen, die den Holocaust bagatellisieren, klein machen und teilweise sogar leugnen, und die anderen, die das Vermächtnis nicht sterben lassen wollen, weil es das nicht darf.

Wie gut, dass eine Gesellschaft das aushalten kann. Aber was ich mich frage: hat sie das auch nötig?

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