Garnelenleben

Jetzt kennen wir uns. Genauer gesagt: ich kenne meine Garnelen. Nicht ihre Namen, aber ihre Vorlieben und Gewohnheiten. Meist fressen sie. Wenn sie grad nicht fressen verharren sie in Starre. Wenn sie das in stabiler Seitenlage tun, dann ist das kein so gutes Zeichen. Mausezahn glaubt mir die Version mit dem Schlafen noch. Ist die tot?, fragt sie bang. Wenn sie am Abend noch immer schläft, dann ist sie wirklich tot. Am Abend holt mich Mausezahn dann freudestrahlend von der Haustür ab: sie schläft nicht mehr! Klar, hab sie ja in der Früh noch schnell auf den Friedhof gebracht. Das bleibt mein Geheimnis.

Warum die einfach umkippen? Ich weiß es nicht. Wenn mit der Wasserqualität etwas nicht stimmt, dann rufen sie auf ihre Weise um Hilfe: sie verlieren Farbe und Stoik und flitzen durchsichtig planlos im Becken umher. Rauf, raunter, gegen die Scheibe. Vermutlich rufen sie dabei auch etwas, ich hör es halt nicht. Wenn das mehrere machen, ist es höchste Eisenbahn für einen Wasserwechsel und das, obwohl der Teststreifen meint, alle Werte wären im grünen Bereich. Die Garnelen sind da klüger. Nach ein paar Stunden beruhigt sich die Lage wieder, die Farbe und Ruhe kehrt zurück in die Viecher. Komisches Volk.

Eine bleibt immer durchsichtig und flitzt herum, als müsste sie im Klärschlamm schwimmen, während alle anderen unbeeindruckt vor sich hin fressen. Ich glaub, sie ist verrückt. Verrückt und durchtrainiert. Dauerstress rund um die Uhr. Einmal wird sie der Quiqui holen. Dann liegt sie auch auf der Seite und ich werd sie nicht auf den Friedhof bringen können, weil sie durchsichtig unsichtbar ist. Die anderen Garnelen werden sie fressen, weil die Allesfresser sind, auch ihre Toten. Ich werde sie Gundi nennen.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.