“Guten Morgen” murmel ich verschlafen der Mitwartenden im Wartehäuschen zu. Wir warten auf den Bus nach Hütteldorf. Alle Busse fahren nach Hütteldorf. Wir sind bereits ländlich genug um uns zu grüßen. Wenn auch unbekannterweise.
07:00 ist nicht meine Zeit. Sonnenbrillen schützen mich vor dem Tagslicht. Lungernd erwarte ich Blutdruck und Bus. “Live is a lemon and i want my money back” rockt mir Meatloaf in die Gehirnwindungen. Mein persönlicher Einpeitscher.
Ein PKW hält vor mir. Mitwartende steigt ein. Ein junger Bub sitzt am Beifahrersitz. Lächelt mich an. Der Fahrer auch. Spricht. Sieht mich an. Spricht wieder. Zumindest bewegen sich seine Lippen. Sieht mich an. Der meint mich? Der meint mich! Kopfhöhrlies runter. “Hütteldorf? Steigst du ein! Fahrst du mit! Hütteldorf?” Dienstbefliessen und ohne zu wissen wie mir gerade geschieht steig ich ein. Tür zu. Abfahrt.
“Guten Morgen. Danke.” stammelt’s mir aus dem Gesicht. Fröhliches Grinsen. Perplex. Ein paar Wortfetzen. Serbisch. Oder kroatisch. Oder so. Angst! Wo bin ich hier?! Was mach ich da! Ob die mich entführen wollen? Warum sollte ich mitfahren? Ich kann den Bub als Geisel nehmen! Das eingeschossene Adrenalin lässt mich hellwach werden. Die grinsen noch immer. Fahrer und Mitfahrerin tratschen. “Ist immer Stau in der Früh!” Ok, smalltalk. Ich werde endlich zum Mensch.
Wir beginnen zu tratschen. Ich entspanne. Kindergarten. Wie der Bub heißt. Dass sie ihr 3. Kind erwarten. Dass es aber schwierig ist, weil sie als Ärzte viele Nachtdienst machen müssen. So, sehr gut. Weit haben mich meine stereotypen Denkmuster also gebracht. Die sind einfach nur nett gewesen und haben einem wildfremden Menschen einfach einen Gefallen getan. So selbstverständlich, dass mein kleiner archetypische Kämpfer im Stammhirn schwer überrumpelt war. Ich bin’s nicht gewohnt, dass man einfach nur so, grundlos quasi, nett sein kann. Ich werd dran arbeiten.
Es war ein schöner Morgen!