Stratos – der Versuch eines schnellen, tiefen Falls

Jules Verne hat in seinen phantastischen Geschichten so manche Grenze verrückt. Er ließ seine Romanhelden den Mittelpunkt der Erde suchen, mit dem Ballon Afrika überqueren und die Weltmeere in einem U-Boot durchtauchen. Immer auf der Suche nach Extremen. Die Reise zum Mond war bereits 1889 zu lesen. Zu einer Zeit, in der von Raumfahrt noch keine Rede war.  Eines hatten alle Geschichten gemein: sie waren technisiert und ihrer Zeit sprichwörtlich voraus. Verne hatte eine Faible dafür. Er erdachte Maschinen und Mechanismen, die erst Jahrzehnte später technisch realisierbar waren und wurden.

Stratos

Red Bull ist drauf und dran auch eine solche Geschichte zu schreiben. Mit einem Ballon in die Stratosphäre zu steigen. Im Schlepptau eine Kapsel mit einem Passagier. Das Ziel: In 36.000 Metern Höhe wird Felix Baumgartner aussteigen und in Überschallgeschwindigkeit der Erde entgegen rasen. Als erster Mensch halt so schnell und so hoch und so lang. Klassiker. Ein Schwanzvergleich mit dem Namen Stratos.

Den aktuellen Rekord hält Joe Kittinger. Die zu überspringende Latte liegt bei 33.312 Metern und Fallgeschwindigkeit knapp unterhalb der  Schallgeschwindigkeit. Nun steht der Rekordhalter dem Base-Jumper Felix Baumgartner beratend zur Seite. Red Bull tut das, was es am Besten kann. Promoten. In Hochglanz. Papier. Digital. Bunt. Bewegt.

Zwischen Sinn und Unsinn

Gern wird dem Projekt Sinnlosigkeit unterstellt. Red Bull hält ‘wichtige Erkenntnisse für die Raumfahrt’ dagegen. Mir egal. Für mich ist es eine spannende Geschichte in Echtzeit. Eine phantastische sogar. Jules Verne würde sie wohl auch mögen. Vielleicht hätte er sie sogar geschrieben. Doch damit hat er viel zu früh aufgehört.

PS: Ich möchte auf die gelungenen Taschenbücher von Jules Verne hinweisen, die im detebe-Verlag erschienen sind. Diese werden mit Illustrationen von de Neuville und Riou aufgewertet. Sie haben mir unvergessliche Stunden am Meeresgrund und in luftigen Höhen beschert.

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