Baku, wir kommen!

Vom 22. bis 26. Mai 2012 ist es wieder soweit! Das bunte Spektakel Eurovision Song Contest geht in Baku über die Bühne. Für geographische Nackerbatzl wie mich: Hauptstadt von Aserbaidschan. Reicht nicht? Zwischen Russland, Armenien, Georgien, Iran und Türkei eingezwickt. Kaspisches Meer. Dem vielleicht nicht ganz so jungen Leser wird vielleicht der Konflikt um Bergkarabach noch etwas sagen. Oder der Schachweltmeister Garri Kasparow. Jetzt aber!

Die schrille Karawane zieht ans Meer um dort ihre Party zu feiern. Kunstfiguren und – bands a la Wurst, Lordi, Poier & Co werden uns einige bunte Bilder in die Wohnzimmer spülen und spielen. (Wer Österreich tatsächlich vertreten wird ist noch nicht entschieden.) Solange man es als das sieht, was es ist -nämlich eine Party- ist es ja ganz gut auszuhalten. Einen Abend Fröhlichkeit, Pop und ein wenig Klamauk. Auf kritische Inhalte wird man wohl nicht zu warten brauchen. Gesehen wird das Spektakel von mehr als 100 Milliarden Zusehern.

Baku und Aserbeidschan wird sich als großartiger Gastgeber bemühen. Der Song Contest gibt dem Veranstalter eine riesige Bühne um sich selbst zu präsentieren. Solch eine Werbung ist unbezahlbar. “Die Brücke zwischen Ost und West” wird sich als weltoffene, mondäne demokratische Republik geben. Aufgelegt. 100 Milliarden Zuseher sind 100 Milliarden Geldbörsen.

Vermutlich werden dabei unangenehme Facetten hinter dem Vorhang belassen. Nämlich, dass Aserbaidschan ein Staat ist, in dem beinahe 50 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben. Dass politische Stabilität maximal auf dem Papier vorhanden ist. Opposition gibt es de facto keine. Repressionen gegenüber Regimekritikern sind alltägliche Tatsache. Menschen, die Ihre Meinungen frei äußern müssen mit Freiheitsstrafen rechnen (B5-Podcast).

Auch die Medienfreiheit ist deutlich eingeschränkt. Korruption plagt das Land. Transparency International hat Aserbeidschan auf den Rang 134 von 178 gereiht. Versammlungsfreiheit in Baku gibt es nicht. Doch, für die Delegationen, die zum Song Contest anreisen gibt es Ausnahmeregelungen.

Es ist also nicht alles eitle Wonne rund um’s Partyzelt des Song Contests. Will ja keine Spaßbremse sein. Man sollte einfach nicht ganz drauf vergessen.

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