Die Welt des Didi Mateschitz in Buchform. Ein nicht authorisiertes Portrait. Gelesen.

Wohin dieser Blogpost gehört ist mir noch nicht ganz klar. In den Fußballblog oder in den allgemeinen? Einerseits ist es eine Review des Buchtitles “Die Red Bull Story“. Andererseits liegt mein Hauptaugenmerk auf das Engagement von Red Bull (Ich werd die Dosenfirma ab jetzt RB nennen) im Fußball. Ich lass ihn jetzt mal beim allgemeinen Blog. Kramure also.

Die Erfolgsgeschichte von RB ist eine, die mich nicht kalt lässt. Mit einem einzelnen Produkt einen Markt zu schaffen und diesen schier unerschöpflich auszuweiten nötigt mir massig Respekt ab. Ehrlich. Ja, ich weiß, ich bin nicht als RB-Liebhaber bekannt. Trotzdem möchte und werde ich mich weitestmöglich um Objektivität bemühen.

Der Autor

Wolfgang Fürweger ist  Zeitungs- und Fernsehredakteur. Hat sich als Buchautor auf Firmenportraits spezialisiert. Meine Vermutung war, dass es sich um einen Haus- und Hofschreiber handelt. Nein. Im Gegenteil. Mateschitz war über das Erscheinen der ersten Auflage not amused (“Katastrophe”). Der Autor hat seither Hausverbot im Flaship-Office Hangar 7. Dennoch ist es keine Hassschrift. Der Autor bleibt stets neutral. Beleuchten der Firmenstruktur und -geschichte ist sein Ziel. Etwas, das Mateschitz nicht gefällt. Sein Bier.

Das Buch

Klare Sprache. Guter Aufbau: chronologisch. Von der Idee zum weltumspannenden Konzern. Milliardenschwer. Manche Legende wird erzählt. Meist aus Zeitungsinverviews zitiert. Das scheint die Hauptquelle zu sein. Da aktive Mitarbeiter ein Sprechverbot bzgl. ihres Berufsleben auferlegt haben beschränken sich die menschlichen Quellen auf ehemalige Mitarbeiter. Meine persönliche Einschätzung: Der Wahrheitsgehalt ist sehr hoch. Ansonsten würde ihn der Dosenkonzern wohl in Grund und Boden klagen. Ein Quellenverzeichnis fehlt.

Sehr gut recherchiert und in eine Form gebracht, die leicht lesbar und verständlich ist. Nicht, weil der Stoff so einfach wäre, sondern weil er gut aufbereitet ist. Like.

Die Erkenntnis

Mateschitz ist genial. Ihm gebührt für sein Werk höchster Respekt. Aus wirtschaftlicher Sicht. Was mich wirklich überrascht ist die Tatsache, dass RB selbst nichts produziert. Die Erzeugung, Abfüllung und Distribution der silber-blauen Dosen wird von einer Partnerfirma (Rauch) erledigt. Der Legende nach soll es für diese Kooperation keinen schriftlichen Vertrag geben. Handschlag. Schöne Legende. Der Handelsvertreter wird zum Milliardär. Unter Außer-Acht-Lassung sämtlicher Marketing-Regeln.

Also, RB ist keine Produktionsfirma? Nein. Sie ist ein Marketingunternehmen mit 300 Mitarbeitern. Das besagt der Firmenbucheintrag. Alle anderen Projekte sind Töchter oder externe Partner. Dieses Konstrukt  erlaubt der Fuschler Firma ein Minimum an Veröffentlichungspflichten was Unternehmenszahlen angeht. Das wird kein Zufall sein. Mateschitz will sich nicht in die Karten schauen lassen.

Nicht alles wird zu Gold

Eine weitere Überraschung: Mateschitz hat auch sehr viele Projekte in den Sand gesetzt. Gastronomie, Getränke, Fußball. Nur ein paar Bereiche in denen sich der Erfolg nicht so einstellt wie geplant. Das Air Race wurde ausgesetzt. Wahrscheinlich abgesetzt. Manches tümpelt dahin. Kein Erfolg auf ganzer Linie. Kein Zauberer. Eigentlich zu erwarten.

In den Medien findet man darüber freilich wenig. Was vielleicht an der Zuckerbrot-und-Peitsche-Medienpolitik Mateschitz’ liegen mag. Love him  and be loved. Hate him and be hated. Wer ihm nicht nach dem Mund schreibt wird geschnitten. Da lässt sich österreichs Medienlandschaft scheinbar gut einspannen. Noch dazu, wo sie mit Gratis-Content gefüttert werden.

König Fußball

Das Engagement im Sport sieht Mateschitz als “flankierende Maßnahme”. Seine Kicker als “Söldner”. Als er Fußball als Vehikel für sein Marketing auswählte waren Massenwirksamkeit und Werbetauglichkeit im Vordergrung. Da muss man dabeisein. Weil Fußball beliebt ist.

Dass ihm Fußballkultur ein Greuel ist, daraus macht er keinen Hehl. Weil “gröhlende Hooligans” mag er nicht. Diese Sicht ist ungefähr so differenziert wie die Meinung, dass bei der Formel1 “a poa Trottln im Kraaas foan”. Fußball ist mehr. Fußball ist Leidenschaft. Dass ihm das herzlichst wurscht ist wissen wir spätestens seit der Kastration der ehemaligen Ultras-Fanszene von Austria Salzburg (damit es zu keinen Verwechslungen kommt: ehemalige Casino Salzburg).

Alles, was nicht ins Konzept passt wird verbannt. Da machte man vor den Vereinsfarben nicht halt. Ein bisserl reingeschwindelt hat man das Violett wieder. Ein bisserl halt. Ihm lag wohl wenig an der Fortführung des Traditionsvereines aus Salzburg. Vielmehr war es die passende Gelegenheit: Billig. Ansonsten hätt er einen anderen Verein gekauft. Nein, eine Lizenz. Der Verein war ihm wurscht. Salzburg ging zur richtigen Zeit pleite. Sonst würde ich jetzt möglicherweise von Red Bull Rohrbach schreiben. Klänge auch schöner.

Mateschitz pumpt(e) Millionen in den Fußball. Ein Vehikel, das nicht so richtig in Fahrt kommen mochte. Mit einem Budget, das mit dem Rest der Bundesligavereine nicht vergleichbar ist. Das hochfliegende Ziel, das stetige Mitspielen in der Championsleague, wurde offiziell mittlerweile ad acta gelegt.

Integriert in die österreichische Fanszene  ist RBS nicht. Ein hochgradigt abgelehnter Kommerzverein, der bei jeder Gelegenheit zu verstehen gibt, dass es um Werbung geht. Angestellte einer Marketingfirma. So zeigten sich auch die “Söldner” in der vergangenen Saison. Hochbezahlt gelangweilt.

Für mich als Anhänger von Traditionsvereinen ist RedBullSalzburg ein Gräuel. Eines, mit dem die Fußballwelt wohl leben muss. Auch hier versucht Geld zu regieren. Meine Hoffnung, dass Mateschitz sich eines Tages aus dem Fußballgeschäft zurückziehen wird lebt. Und lodert. Seine Unzufriedenheit hat er schon bekannt gegeben. Ich träume.

Fazit

So, wieder zurück auf literarische Pfade. Wer also an der Geschichte und dem Umfeld von Red Bull interessiert ist, dem sei die Lektüre ans Herz gelegt wird. Einzige Schwäche: Manchmal auftauchende Wiederholungen. Ansonsten: Special-Interest-Empfehlung!
[learn_more caption=”Bibliographisches”] Titel: Die Red Bull Story Der unglaubliche Erfolg des Dietrich Mateschitz

Autor: Wolfgang Fürweger

ISBN: 978-3-85218-855-3

Seiten: 208

Bibliographisches aus dem Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek

Das Buch ist im Haymon-Verlag erschienen.

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