Karlich und Kinderlärm – Es wird ernst

“Und das ist Gottfried! Er will beim Essen im Wirtshaus seine Ruhe haben. Auch wenn sein Kind inzwischen lärmt.”  Toll! Das hab ich weder so gesagt, noch gemeint. Erstmal krieg ich ein Gefühl davon, wie für die Quote die Wahrheit schon mal verkehrt wird. Angepasst. Gebogen. Wie auch immer.

Nun gut. Am Podium meinen Sessel gefunden. Scheinwerfer blenden. Karlich hab ich gefunden. Meine Göttergattin im Publikum auch. Alles klar. Los geht’s!

Auftrittsapplaus hat mir das Publikum dennoch gegönnt. Noch kein Gegenwind. Zwei Gäste sind bereits auf der Bühne. Jeweils Pro- und Contra Kinderlärm. Schabracke #1 pflegt das Credo: “Ja, aber!”. Eines, das sämtliche Contra-Teilnehmer pflegen. Eigentlich mögen sie ja Kinder.  Aber! Aber dann nicht, wenn sie Lärm machen. Aber ein bisserl Lärm ist auch wieder ok. “Eigentlich mag ich Kinder. Stellen’s mich jetzt nicht als Kinderhasser hin!” Vor der Sendung klang das alles noch ein wenig anders.

“Es werden Leute auf der Bühne sein, die für die gsunde Watschn einstehen”, bereitete mich der Redakteur vor. Er war ehrlich. Am Podium freilich war davon nichts mehr zu hören. Körperliche Gewalt sei kein probates Mittel. Vor laufenden Kameras wird scheinbar doch der vorgegaukelte Konsens vorgezogen. Der Rest ist unaufregend. Es gab keine Diskussion. Utopische Ideen (“Bauen wir Schulen und Kindergärten doch im Wald!”) und  fadenscheinige Scheinheiligkeit (“Ich hab das Kind ja nur schimpfen wollen, damit es nicht aus dem Fenster fällt”).

Inhaltlich bin ich enttäuscht. Mir war schon klar, dass es mehr Wirtshaus- denn Club2Kultur sein wird. Dass die Diskussion aber so zerfleddert und bar jedes roten Fadens bleiben würde hatte ich nicht gedacht.

Dennoch, ich bin sehr froh über die Erfahrung. Es hat mir riesig Spaß gemacht dieses Geschäft aus einer anderen Perspektive zu erleben.

Nach der Sendung sprach mich zu fortgeschrittener Stunde ein Gast aus dem Publikum an: “Heast, guat host gredt!”. Die Alkofahne deutete auf den Konsum einer dezenten Menge Rumkugeln hin. Zumindest. “Danke”, erwidere ich. “Und mit der Watschn host a recht. Maunchmoi brauchen’s hoit anfoch ane!” und klopft mir auf die Schulter. Ich war einfach zu müde und lass ihn wortlos stehen.

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