Via Sacra: Von Kaumberg nach Lilienfeld

Zur Araburg

Er zeigt auf die Burg am gegenüberliegenden Berg, “auf die müssen wir eh nicht rauf, morgen. Oder?” Die Frage barg eine Vorahnung. Mein Versuch, die Sorgen zu zerstreuen war mager: “Ich glaub nicht”.  Glauben heißt ja nichts wissen. Dabei wird die Araburg unser geringstes Problem am dritten Tag sein.

Natürlich mussten wir rauf. Vom Ortszentrum Kaumberg an  bergauf, aufwärmen war nicht. Dafür war der Wettergott mit uns, vielleicht war es Erbarmen, vielleicht Zufall. Nach 90 Minuten saftig grüner Hügel und blühender Bäume haben wir die Araburg erreicht. Den Turm rauf möchte niemand, weil -wir sind uns einig- “des is z’hoch”. Dabei würden die 20 Höhenmeter durchaus lohnen um einen besseren Ausblick zu erhaschen, aber die zurückgelegten 300 Höhenmeter haben uns jegliches Denkvermögen abgerungen. Kurze Pause und weiter.

Hügelig nach Hainfeld

Hügelrückenwanderung bei Wetter, das nicht besser, Aussicht, die nicht beeindruckender und einer Gruppe, die nicht wohliger sein konnte. Es geht mir gut. Der Zehe nicht, aber die fragt keiner. Noch. “Meine Schwiegereltern laden uns zum Mittagessen ein. Bei Hainfeld wohnen die”. Das ist natürlich ein dehnbarer Begriff, bei Hainfeld. Ich hatte ihn optimistisch ausgelegt und lag voll daneben.  Die Zehe und ihr innewohnender Alien mussten dringen versorgt werden. Notfalls abhacken.  Unterwegs lieber nicht aus dem Schuh raus. Ich kürze es ab: ohne Schmerzmittel hätte ich in Schonhaltung nach Mariazell humpeln müssen. Musste ich aber nicht.

Nach St. Veit und Gipfelsturm ans Ziel

Nach der Stärkung  (DANKE für die Gastfreundschaft! ) war ein langer Asphalthatscher nach St. Veit/Gölsen angesagt. Kräfteverschleiß war schon merkbar, weil sonnig und warm. Man kann Wetter so oder so sehen.

Ab St. Veit dann ein Teil, der die Etappe zur Königsetappe macht: Wir standen vor der Wahl entweder auf Asphalt eben dahinhatschen oder über den Staff (lt. Wikipedia einer der am schwierigsten zu überquerende Gebirgspässe in Niederösterreich) in die Berge. Die Gruppe entscheidet sich für die alpine Meisterleistung, Ausgang ungewiss. Unser Bergführer wies uns an, noch letzte Worte schriftlich an unsere liebsten zu richten.

Für den Aufstieg entschied sich manch einer für den Eselmodus: Kopf runter, Hirn aus, gehen, damit das endlich ein Ende hat. Und das in einem Mördertempo. Weil wer schneller geht ist früher am Ziel. Nicht, dass ich nicht auch bald dort sein wollte, aber ich kann halt kein Mördertempo. Bei mir beschränkt sich der Eselmodus auf den gemütlichen Hatscher. Mittlerweile laufen wir dem Sonnenuntergang hinterher.

Ich habe tiefsten Reschpeckt vor der Leistung. Wir waren mittlerweile 12 Stunden unterwegs und ein paar von uns körperlich schwerst am Limit. Ich war zu diesem Zeitpunkt davon überzeugt, dass die daraffolgende Etappe für den einen oder anderen eine Busfahrt werden würde. Aber nein, lauter Beißer. Dass die Etappe an einem Friedhof endete hatte Symbolcharakter.

Dort holte uns die Hausherrin der Übernachtungsstätte in einem gefühlten Twingo ab, in den wir uns zu fünft zwängten. Einen Höllenritt später fielen wir ohne Abendessen ins Bett. Die Kupplung hatte einen beunruhigenden Geruch verströmt. Eigentlich, so erzählt uns die Hausherrin am nächsten Morgen, hätte sie gar nicht fahren dürfen, weil Augenuntersuchung inklusive eintropfen. Noch dazu war sie schwer durch den Wind, weil ihr eine recht fiese Diagnose in Aussicht gestellt wurde. Von dieser Stelle aus: alles Gute an Auge und Auto!

Fazit

Hügelige Etappe, schönes Gebiet, die Hügelwanderung von der Araburg nach Hainfeld das Highlight. Ihre Schwierigkeiten liegen in der Länge und im Asphalt. Die Höhenmeter sind machbar, die Gehzeit von 12 Stunden war mir dann schlichtweg zu lang.

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