Krankenfilme I

Mit einer angeschlagenen Lunge ist der Aktionsradius stark eingeschränkt. Neben Medizin schlucken, Bronchialbäder nehmen und Hustenanfälle bändigen beschränkt sich das Tagespensum nur noch auf Filme sehen und lesen. Noch bin ich nicht auskuriert, die Liste ist derzeit nicht enden wollend, aber bevor mir der nächste Fieberschub die Erinnerungen wegschwitzt, halte ich kurz fest, was ich gesehen hab:

Shameless US Season 1

Ein Serienhighlight! Das Portrait einer US-amerikanischen Familie, die sich mehr recht als schlecht durch den Alltag wurschtelt. Mutter weg, Vater säuft, die fünf Kinder sind auf sich selbst gestellt. Das läuft nicht so bierernst ab, wie sich das jetzt anhören mag. Etwas Humor, zu Beginn ein wenig oversexed aber unterm Strich ist die flott gehaltene Serie (keine Sitcom). Ein Hingucker.

Elysium

Grad neu auf dem AppleTV aufgeschlagen: Zukunft, die Erde ist so verdreckt, dass sich die oberen 10.000 auf eine Raumstation zurückgezogen haben. Zurück ist die Arbeiterklasse geblieben. So einfach, so langweilig. Ein braver Hackler hat sich schwer verletzt und ohne medizinische Hilfe nur noch ein paar Tage zu leben. Auf der Raumstation gibt es eine perfekte mediziniche Versorgung, also muss er da irgendw… sorry, ich hab nicht gesehen, wie es weiter geht. Es ist stinklangweilig. Vermutlich wird er es knapp aber doch schaffen, dieser Held. Wär ihm zu wünschen; allein dieses arm gegen reich ist reichlich plump inszeniert, das ist kalter Kaffee den selbst Jodie Foster und Matt Damon nicht aufzuwärmen vermögen.

It’s a kind of a funny story

Teenie will sich das Leben nehmen, scheitert und landet in einer geschlossenen Anstalt. Die mischt er natürlich ungewollt auf und überrumpelt Verhaltensmuster, seine und die der anderen. Wirklich, wirklich nett und emotionsbeladenes Teeniedrama, das sich mit Depression und Leistungsdruck beschäftigt. Manchmal etwas platt, das tut aber nix. Besonders sehenswert ist die gut inszenierte Version von “under pressure”. Bitte nicht vor Zach Galifianakis zurückschrecken: ich mag den nicht sonderlich als Schauspieler, hier macht er seine Sache aber echt gut

Ein riskanter Plan

Darüber kann ich jetzt wenig sagen, ohne zu spoilern, weil der Plot sooooo (*zwinkerzwinker*) gefinkelt aufgebaut ist, dass das dicke Ende erst am dicken Ende aufgelöst wird. Na egal, wenn man schon mal im Bett herumkugelt ist “Ein riskanter Plan” durchaus sehenswert. Man hat ja sonst nix zu tun.

Wie im Himmel

Ich hätte nach dem Trailer und dem Titel einen etwas fröhlicheren Film erwartet. Ein ausgebrannter Dirigent kehrt in seine Heimatgemeinde zurück um seine seelischen Wunden zu heilen. Nebenbei versucht er das auch für den örtlichen Kirchenchor. Seine Arbeit zieht Kreise und zwingt die Einwohner ihre Handlungsweisen zu überdenken. Das geht nicht immer friktionsfrei. Wie schon gesagt: ein Drama. Sehr kalt, nicht immer stringent in der Geschichte, sogar unglaubwürdig. Das Finale versöhnt ein wenig, insgesamt aber nur durchschnittlich, weil ganz und gar durchsichtig. Da viele Twitteranten das ganz und gar anders sehen finde ich, dass mit einer Leihgebühr von € 0,99 via iTunes nicht viel verhaut sein kann.

Andrej Kurkow – Picknick auf dem Eis

Das erste Buch, das ich gänzlich in der Badewanne gelesen hab. Sonst wär’s mir auch zu kalt gewesen, die Geschichte spielt im Ukrainischen Winter: Viktor hat einen Pinguin und schreibt Nachrufe auf VIPs, die noch gar nicht tot sind, sogenannte Nekrologe. So richtig aufregend ist das nicht, der Bogen ist eher lasch gespannt. Die Sprache direkt und ungeschönt. Ein wenig wie das, was zwischen den Zeilen passiert: das Buch darf durchaus als Systemkritik an Ukrainischen Alltag verstanden werden. Mafia und Wirtschaft sind kaum voneinander zu trennen, das Leben trist. Und trotzdem hat mich das Buch gefesselt, das Ende kam knüppeldick und ich warte sehnlichst auf die Fortsetzung. Mehr Lob geht eigentlich kaum, auch wenn ich nicht weißt, warum es eine Faszination ausübt.

So, das war es vorerst. Leider bin ich noch nicht gesund und muss mir die Zeit auch weiterhin mit billiger Digitallektüre vertreiben. To be continued ….

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