Via Sacra: von Annaberg nach Mariazell

Last stand

Letzter Tag, letztes Aufgebot. Die schwierigste Herausforderung am letzten Tag sollte nicht der Weg selbst sein, nicht das Verdrängen von physischem Schmerz. Es ist die psychische Belastung. Aber erst Frühstück, das letzte gemeinsame. Ich erfahre das Raubermärchen der letzten Nacht. Es hatte wohl mit hochprozentigem Alkohol, einer aufgebrachten Meute, die einen Mitgänger unter frenetischem Gejohle zur Höchstleistung anstachelte, etwas Voodoo und Blasen. Aber mir wird nur ein Teil der Wahrheit zugemutet. Sie haben mich gern.

Dann also raus mit uns. Da erkenn ich schon die angesprochene psychische Belastung am gegenüberliegenden Gehsteig. Sie strahlt uns an. Sie mit ihrem überheblichen Gegrinse, das ich noch von Tag 2 kenne, als sie mir einen plumpen Annäherungsversuch andichtet. Was sie halt nicht wissen kann: ich nähere mich weder plump noch erfolglos an. Da war wohl der Wunsch der Vater des Gedanken. Na gut, sie fragt, ob sie “eh” mit uns mitgehen kann. Keiner wagt die Verneinung. Ob aus Angst oder aus Höflichkeit, darüber wird noch heute diskutiert.

Es geht etwas wellig dahin, aber so richtig frei hat den Kopf niemand für die Landschaft. Kopf nach unten und versuchen in der Gruppe zu sein, in der sich das überhebliche Gegrinse gerade nicht befindet. “Wann schleicht sich die endlich” raunt es mir zu. “Am Berg gebma ihr an Schubser” wird intrigiert. Vergeblich, wir schleppen sie mit. Ich erfahre allerhand tolle Sachen über sie. Wie toll sie halt ist.

Dann verlieren wir sie und kein Wort mehr darüber. Wir sind wieder wir, die gemeinsame Gruppe. Die letzten Kräfte werden mobilisiert. Wieder die Suche nach der Basilika hinter der nächsten Kurve oder der nächsten oder der übernächsten. Es zieht sich. Wir sind als Gruppe weggegangen und werden als Gruppe ankommen. Mit allen Psychoschmähs, die uns einerseits einfallen und auf die andererseits willig hereingefallen wird.

Einzug in Mariazell im Regen, endlich. Die Gruppe verliert sich, jeder sucht sich selbst und geht dem Moment nach. Gemeinsam allein sein.

Die Struktur verliert sich und findet sich in einer neuen bei der gemeinsamen Jause mit den liebsten, die uns abholen. Großes Hallo beim Kennenlernen, wieder sammeln und den Alltag ins Leben lassen. Schön und doch grausam.

So weiß ich, dass der Moment kommen wird, in dem mir die Stimmung, die uns tagelang getragen hat, wieder ins Gemüt strahlt und ich weiß: wir müssen dann mal weg!

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